Dienstag, 29. November 2011

eisprinzessin II

21x22cm, acry und touche auf papier


Sonntag, 27. November 2011

eisprinzessin

Ich habe die Tränen weg geduscht und ein Lächeln auf mein Gesicht gepinselt. Ich bin eine gute Künstlerin, denke ich und das Lächeln ist meine Königsdisziplin. Ich bin schön und stark, sage ich laut zu mir selbst, bis ich es glaube. Und ich schaue mir im Spiegel streng in die Augen. Schweig, habe ich das Loch zwischen meinen Lungenflügeln an geherrscht. Sei still, es hilft nichts mehr.

Barfuss schreitet die Eisprinzessin durch den Schnee. Weiss das Gewand, weiss der Schnee. Eisaugen, welche die Seelen jener fressen, welche unachtsam ihr Herz verschenken. Sie lächelt das unnahbare Lächeln jener, welche kein Herz mehr besitzen.

Kann man sein Herz gegen Stein eintauschen, frage ich die einäugige Hexe. Mein Herz soll einem Diamanten gleichen: schön, begehrenswert und unzerstörbar. Es würde glänzen und schweigen, denke ich. Und ich träume von der wunderbaren Stille in meiner Brust.

Warum muss Liebe jedes Mal in Leiden enden, frage ich, während der Wecker unerbittlich weiter tickt. Ich denke an seine Bernsteinaugen und schüttle traurig den Kopf. Entweder du verletzt oder wirst verletzt, erkläre ich dem Mondschaf. Es gibt keine anderen Optionen. Dies hatte mich die Vergangenheit gelehrt und sie war eine gnadenlose Lehrerin gewesen. Wieso sollte es jemals anders sein, sage ich anklagend.

Weiss in weiss. Der kalte winterblaue Himmel über uns. Meine nackten Füsse schmerzen im Schnee während ich die Arme enger um die Brust schlinge. Eisprinzessin, wer hat dein Herz in Kristall verwandelt, frage ich. Der Wind spielt mir ihrem langen Haar, zerrt an dem dünnen weissen Gewand. Verrate mir dein Geheimnis, bettle ich. Ich will werden wie du, denn die Liebe schmerzt zu sehr.

Was bezahlst du, fragt mich die einäugige Hexe und ihre Augen verengen sich als sie mich prüfend anblickt. Was immer du willst, sage ich - und bereue die Antwort sogleich. Jeder weiss, dass man sie stets zu teuer bezahlt. Die Einäugige führt mich grinsend durch die Regale der kleinen Kammer. Ich schau mir die Steinherzen an, die stumm aufgereiht auf den Brettern liegen. Es müssen Tausende sein, denke ich.

Schicht für Schicht grabe ich in meinen Erinnerungen. Schlaflos drehe ich mich im Bett und blättere durch die Seiten meinen Lebens. Gar was als Glück begann endete in glitzernden Scherben. Wie oft habe ich die Bruchstücke meines Herzens bereits wieder zusammen geklebt, frage ich die Stille der mondlosen Nacht.

Welches Herz willst du Kleines, fragt die Einäugige nach einer Weile. Ich schreite nochmals durch die Reihen, schaue mir jedes Einzelne an. Hat es keins für dich dabei, fragt sie höhnisch. Ich schüttle verzweifelt den Kopf und schaue sie ratlos an. Sie lacht. Du bist zu früh gekommen, Schätzchen. Und jetzt bezahle mich. Gib mir einen deiner Wirbel. Sie zückt ihr Messer. Als die Klinge meinen Rücken berührt, schrecke ich auf. Am Horizont zeigt sich der erste Schimmer des nahenden Tages.

Mit Bedacht wähle ich den schönen Pullover. Trinke den Kaffee und schenke meinem Spiegelbild ein Lächeln, sprühe Haarspray darauf. Ich darf es nicht verlieren. Nichte heute. Er wird da sein, denke ich. Eisprinzessin, ich bin nicht wie du. Noch nicht. Weil die verdammte Hoffnung zuletzt stirbt. Weil mein einfältiges Herz noch immer schlägt.

Sonntag, 20. November 2011

murdered souls

ein triptichon, 3 bilder à 31x70cm, acryl und touche auf karton





the first one
fate stabed
when he passed away

the second
i slaughtered
'cause it wasn't meant to be

the third is
still bleeding
it wouldn't take too long
they said

Sonntag, 6. November 2011

insomnia

Kennst du die Stunden, wenn sich die Minuten zu Ewigkeiten dehnen? Kennst du die Nächte in denen du wach liegst und dem leisen Ticken des Weckers auf dem Nachttisch lauschst, weil sich der Schlaf unter dem Bett versteckt? Nächte, wenn die Gedanken Runde um Runde im Grosshirn drehen, rastlos und unruhig? Es sind jene Fragen, auf welche es keine Antworten gibt, die mich wach halten, sage ich zu dir. Es ist der Schmerz über die Unmöglichkeit meiner Träume. Weil die Ungeheuer immer wieder hinter den Ecken hervor kriechen.

Zähle Schafe, hatte mir Papa jeweils geraten, wenn ich nicht einschlafen konnte. Insomnia war schon immer meine Begleiterin in jenen Nächten voller Zweifel. Leise steht sie im Zimmer. Silbern glitzern ihre kurzen Haare im Mondlicht. Ihre zerbrechliche Gestalt zeichnet sich vor dem nachtblauen Fenster ab, während ein feines Lächeln ihre Lippen umspielt. Sie ist die Herrin jener schlaflosen Ewigkeit, erkläre ich dir. Manche Dinge ändern sich nie, denke ich. Lediglich die Fragen sind andere geworden.

Hundert-achtundzwanzig, hundert-neunundzwanzig. Ich zähle die Sekunden. Ich zähle meine Atemzüge. Ich zähle die Ungeheuer mit ihren leuchtend grünen Augen und den kleinen scharfen Zähnchen, welche sie mir zeigen wenn sie fauchend durch meine Gedanken schleichen. Papa, glaubst du wirklich sie zu zählen hilft, frage ich die Stille.

Es ist der Fluch des Warums, sage ich zu dir. Hast du Antworten, frage ich wütend und schaue in deine Bernsteinaugen. Sag mir wieso, flehe ich.

Zweihundert-fünfzehn, zweihundert-sechzehn, zweihundert-siebzehn. Ich ergebe mich. Und lausche der endlosen Symphonie der Verzweiflung.

Ich denke an damals und beschwöre die Erinnerungen herauf. Damals war ich glücklich, denke ich. Und erinnere mich, wie ich mir jeweils im Spiegel selbst zu gelächelt hatte, bevor ich herum wirbelte und ins Leben zurück rannte. Es waren Sonnentage gewesen und die Nacht um mich herum scheint noch dunkler, als die Bilder in sich zusammen stürzen. Es ist eine Fatamorgana, sage ich traurig zu mir selbst. Sobald man sich nähert zerfällt sie zu Staub.

Dreihundert-zwölf, sage ich verärgert, weil ich schlafen muss. Und ich rechne wie viel Schlaf mir bis zum Morgen noch bleibt. Bereits jetzt hasse ich den Wecker, der dem Vergessen ein jähes Ende setzten wird. Fünf Stunden dreiundzwanzig Minuten. Verdammt. Und ich denke an den müden Tag, der mir bevor steht.

Die Stille drückt auf meine Ohren. Es ist die bleierne Stille einer Nacht, in welcher gewöhnliche Menschen schlafen. Irgendwo bellt ein Hund im Traum. Zwei Stimmen gehen durch die Strassen. Ein Auto fährt vorbei. Bevor sich die Tonlosigkeit wieder über die Stadt senkt und die Stille in meinem Kopf weiter dröhnt. Das Universum ist immer stumm, denke ich. Die Sterne schweigen, während die Menschen Lärm machen um nicht nachdenken zu müssen. In diesem Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher als jenen Lärm, der meinem Grübeln ein Ende setzten würde.

Fünfhundert-zweiundsechzig, flüstere ich, bevor der Schlaf endlich sanft und leise mein Gehirn mit seinen Samthänden umfasst und meine Zweifel zum schweigen zwingt.